Kürzlich wurde ich für eine Masterarbeit interviewt. Die Masterandin stellte mir im Rahmen dieses Interviews das Agile Coaching Competency Framework von Lyssa Adkins und dem Agile Coaching Institute (ACI) vor.
Eine der Interviewfrage lautete welcher der Kompetenzbereiche des Agile Coaching Competency Frameworks in der Praxis zu gering ausgeprägt ist oder tendenziell fehlt. Natürlich kann ich hier nur für mein Umfeld sprechen und meine Erfahrungen wiedergeben, aber ich glaube, dass insgesamt am häufigsten Nachholbedarf im Bereich der „Domain“ und dort vor allem im Bereich der „Transformation Mastery“ besteht.
Die Kompetenz der „Transformation Mastery“ ist dabei von Lyssa Adkins wie folgt definiert:
Während Adkins sagt, dass zumindest eine der drei sog. Domain-Kompetenzen (Technical Mastery, Transformation Mastery oder Business Mastery) bei einem Agile Coach ausgeprägt sein sollte, bin ich der Meinung, dass die Transformation Mastery eine ganz entscheidende Rolle spielt.
Viele agilen Coaches, die ich kenne haben fachliches und/oder technisches Domänenwissen. Dies ist auch ganz sicherlich ein sehr wichtiger Punkt um dem agilen Coach eine gewisse „Street Credibility“ bei den Entwicklerteams und den Product Ownern zu verleihen. Was aber bei vielen agilen Coaches fehlt ist das Wissen darum wie eine Organisation verändert, gar transformiert werden kann. Nur wenige Coaches haben eine (Zusatz-)Ausbildung im Bereich des Change Managements oder der Organisationsentwicklung.
Aus meiner Sicht ist die Transformation Mastery jedoch die Schlüsselkompetenz um ein Unternehmen nachhaltig zu transformieren. Damit aus agilen Insel-/Leuchtturmprojekten und Graswurzelbewegungen eine unternehmensweite Transformation werden kann, müssen Aufbauorganisation und Ablauforganisation ebenso transformiert werden, wie die Produkte und Projekte. Agile Leuchttürme können nur dann über ihre kleine Insel hinaus strahlen und wirken, wenn die Unternehmensstrukturen dies ermöglichen.
Dementsprechend benötigen agile Coaches zumindest Grundlagenwissen über Change-Management, da sie sonst nicht die Tools an der Hand haben um auf die Probleme, die unweigerlich im Rahmen der agilen Transformation auftreten adäquat zu reagieren. Gleiches gilt für die Organisationsentwicklung, die notwendig ist um agiles Denken und Handeln in einer dafür passenden Organisation zu verankern.
Wird ohne „Transformation Mastery“ gearbeitet drohen agile Arbeitsweisen im besten Fall als „nur für kleine Projekte geeignet“ abgestempelt zu werden oder aber mit der gesamten Transformation im Sande zu verlaufen.